Stagnation



Man arbeitet noch immer in einem
temporären Job, den man eigentlich
seit vielen Jahren selbstverständlich
als vorübergehend angesehen hatte.

       Bestimmte Dinge, die man einfach
       tut in dieser überbrückenden Zeit,
       bevor man wirklich weiß, was man
       anfangen will mit seinem Leben.

Zu manchen Dingen fühlen
wir uns vielleicht geboren,
sodass es nichts anderes gibt,
was man an ihrer Stelle hätte
tun können – keinen Plan B.

       Für jeden Weg, den wir gehen,
       existieren alternative Wege,
       die wir dafür zwangsläufig
       vernachlässigen müssen.




Doch manche Potentiale
nutzen sich mit der Zeit ab
an der fortschreitenden Realität.
Manchmal schwebt man einfach
mit der Strömung durchs Leben
und wird in eine bestimmte
Richtung getrieben.

       Welchen Weg
       wir am Ende tatsächlich
       wählen, wirkt so oft so willkürlich.
       Manchmal tut man etwas bestimmtes,
       während der Geist in einer anderen
       alternativen Lebensrealität schwelgt.
       Daraus kann man sowohl Depression,
       wie auch Inspiration schöpfen.

Langeweile oder Apathie sind nicht
die einzigen Auslöser für Zweifel,
jedoch sind diese so oft die
aufdringlich lautesten.

Befangenheit





Wir kommen zur Welt
mit sämtlichen Möglichkeiten
und sehen ihnen schließlich
mit dem Voranschreiten
der Jahre nach und nach
beim Verschwinden zu.

       Gewiss ist es stets auch abhängig
       von den Umständen und Privilegien,
       in die wir selbst hineingeboren werden.
       Doch sind die unendlichen Potentiale,
       die wir einst als ein noch komplett
       unbeschriebenes Blatt innehatten,
       sind mit der Zeit verblasst.

Auch das kann uns einerseits viele
Ängste nehmen denn es bedeutet,
dass wir unseren persönlichen
Weg beschritten haben.

Andererseits bietet es Raum für Sorgen,
sich an einen bestimmten Weg zu fesseln.
Es kann sich anfühlen, als würden wir ständig
etwas verpassen – während wir uns den Kopf
darüber zerbrechen, was hätte sein können.

       Wir sind nicht mehr verloren in den
       unendlichen Weiten der Möglichkeiten,
       jedoch scheinbar gefangen auf den Wegen,
       die wir einst für uns selbst auswählen sollten.

Als träumende Kinder
war uns das noch komplett egal.
Während wir in jungen Jahren
die vielen Facetten unserer Welt
aufsaugen und mit ihnen spielen,
fangen wir mit der Zeit an, uns
von eben jenen Möglichkeiten
erdrücken zu lassen.

       Die Welt gehörte einmal uns
       und unseren Träumen und nun
       kann es sich anfühlen, als würden
       wir unser junges Ich enttäuschen,
       oder ihm etwas schulden.
       Egal was wir tun.

Gleichgewicht




Verschiedene Träume zu balancieren,
ist eine Fähigkeit, die man erlernen kann –
die man vielleicht erlernen muss.

       Vergangene Träume sind nicht
       der einzige Maßstab für Glück
       oder ein erfülltes Leben.

Für einen Lebensweg ohne
ständige Grübelei oder übles Gewissen
braucht es ein großes Maß an Offenheit.
Wir dürfen nicht zwanghaft an etwas klammern,
allein weil es einmal unser Traum gewesen war.

Es ist eine unfassbar wertvolle Fähigkeit,
uns einzugestehen, wenn uns etwas eigentlich
überhaupt keinen Spaß macht. Insbesondere dann,
wenn wir unser ganzes Leben lang dachten, diese
Sache mehr zu wollen als alles andere.

       Was treibt mich wirklich an?
       Ist das, was ich tue, bloß ein
       vorübergehender Ausgleich für
       ein unerfülltes inneres Bedürfnis,
       oder ein echter Ausdruck von
       Enthusiasmus und Freude?

Ich muss den Prozess lieben
und nicht allein das Ergebnis,
das ich mir erträume.

       Ich muss erkennen,
       wenn ich glücklich bin.